3.3.3 Lernen selbst organisieren – Metakognitive Strategien
Für Kinder, die von Dyslexie betroffen sind, ist es von großer Bedeutung Strategien zu erwerben, um ihr Lernen selbst zu steuern und es im Sinne der Selbstermächtigung besser zu regulieren.
Die Frage, welche zielgerichteten Aktivitäten Fremdsprachenlerner*innen entwickeln, um ihr Lernen zu steuern, ist zur Unterstützung von Lernenden mit Lese-Rechtschreibstörung besonders zentral. Kognitives Lernen kann als „einsichtsvolles, sinnvolles Lernen unter Beteiligung des bewusst gliedernden und beziehungsstiftenden Verstandes“ betrachtet werden. Dabei geht es in unserem Zusammenhang meist um sprachbezogene Kognitivierung.
Kinder haben häufig ganz unterschiedliche Herangehensweisen an ihr Lernen. Bei manchen hat man das Gefühl, sie lernen intuitiv, andere benutzen Farben oder Notizen und Ähnliches. Gerade für die Kinder mit Legasthenieproblemen ist es elementar, Lernstrategien zu entwickeln, denen sie vertrauen können und die zu besseren Ergebnissen führen.
Eine am Fremdsprachenlerner orientierte Vorgehensweise im Unterricht sollte auch die Vermittlung von altersgemäßen metakognitiven Fähigkeiten einschließen. Dazu gehört zum einen die Vermittlung von Lernstrategien, wie z. B. Memorierungstechniken, das Führen von Vokabelheften oder -karteien oder Hinweise für häusliche Übungsabläufe. Zum anderen sind darunter auch Eigenkontrollmechanismen zu verstehen, die die Selbstlernfähigkeiten und die Eigenverantwortlichkeit des Lernenden entwickeln und stärken helfen. Die Überprüfung von Lernergebnissen mit Hilfe von Wörterbüchern, Computerprogrammen oder Tonbandaufnahmen kann hier als Beispiel dienen.
Beim Fremdsprachenlernen beinhalten solche Lernstrategien das Erlernen und die korrekte Anwendung von Aussprache- und Rechtschreibregeln, von Grammatikregeln und von Vokabular in verschiedenen soziokulturellen Kontexten (z. B. Verstehen von Texten, Verfassen von Texten).
Im Folgenden sollen einige relevante metakognitiv Strategien und Übungsmöglichkeiten vorgestellt werden, die die Lernenden ermächtigen sollen, ihre Wortschatzarbeit besser zu koordinieren und zu steuern.
Blankovorlagen für die Fehlerwortarbeit
Vokabelarbeit
Mit den folgenden Unterlagen können Vokabeln und ihre grammatikalischen Formen geübt werden. Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Wörter in richtiger Schreibung eingetragen werden. Es kann sich dabei um Lernwörter einer bestimmten Lektion oder um phonologisch komplexe Wörter handeln. Darüber hinaus kann es empfehlenswert sein, auch die Übersetzung hinzuzufügen.
Fehlerwortarbeit
Ein sehr effektiver Weg, mit Problemen bei der Rechtschreibung von deutschen Vokabeln umzugehen, ist die Arbeit mit Fehlerwörtern. Dies kann sowohl im Unterricht als auch von jedem einzelnen eingesetzt werden, um die Probleme, die durch eine Dyslexie entstehen, besser in den Griff zu bekommen.
Im Folgenden finden Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Umgang mit Fehlerwörtern der Kinder, die in richtiger Schreibung trainiert werden sollten. Die einzelnen Arbeitsschritte können aber nicht nur mit Fehlerwörtern, sondern genauso gut mit den zu erlernenden Vokabeln durchgeführt werden.
Tipps zum Sammeln von Lernwörtern
Beim Sammeln der Wörter sollte man Folgendes beachten:
- Die Anzahl der gesammelten Wörter sollte überschaubar bleiben, um die Motivation aufrechtzuerhalten.
- Prinzipiell kann jedes falsch geschriebene Wort gesammelt werden. Da das Wort einen Fehler enthält, bereitet es Probleme und sollte geübt werden.
- Am Anfang empfiehlt es sich, Wörter zu sammeln, die häufig verwendet werden. Seltene Wörter können hingegen noch später bearbeitet werden.
- Es empfiehlt sich, auch Fehlerschwerpunkte zu setzen. Gibt es z. B. viele Fehler in der Konsonantenverdopplung, so kann man mehrere hochfrequente Wörter mit Doppelkonsonanten aufnehmen.
- Fehler, die aus sogenannten wortübergreifenden Strukturen entstehen, eignen sich nicht für den Lernwortschatz. Einer der häufigsten Einzelfehler überhaupt stellt zum Beispiel die Unterscheidung zwischen „das“ und „dass“ dar. Welche der beiden Schreibungen richtig ist, ergibt sich aber nicht aus den Einzelwörtern, sondern erst aus dem Satzzusammenhang. Aus diesem Grund macht es keinen Sinn, solche Wörter zu sammeln.
Im nächsten Teil wird exemplarisch gezeigt, wie individuelle Fehlerwörter aus einzelnen Texten (z. B. Hausaufgaben, …) herangezogen werden können. D. h. Betroffene sammeln Wörter, die sie falsch geschrieben haben, aus einzelnen Texten und Übungen.
Aufgabe 26
Im folgenden Text finden sich mehrere Fehler aus unterschiedlichen orthografischen Bereichen. Einige davon sind schon markiert. Korrigieren Sie nun auch alle anderen Fehler im Text und unterstreichen Sie die einzelnen Falschschreibungen.
Im Anschluss werden die Wörter in richtiger Schreibung in die Tabelle eingetragen. In der zweiten Spalte wird die Bedeutung des Wortes in der Muttersprache geschrieben.
Aufgabe 27
Tragen Sie die gefundenen Falschschreibungen in die Tabelle ein. Ergänzen Sie in der zweiten Spalte die Bedeutung des Wortes in Ihrer Muttersprache.
Lernwörter | Bedeutung |
---|---|
er/sie heißt | |
seit | |
Fußball | |
lustig | |
Mit den gesammelten Lernwörtern kann man nun unterschiedliche Übungsschritte durchführen.
Aufgabe 28 Markieren der Rechtschreibfallen
Markieren Sie besonders schwierige Stellen in den Wörtern farbig.
Aufgabe 29 Wortarten und ihre Besonderheiten
Zunächst werden die Wörter des individuellen Übungswortschatzes nach Wortarten geordnet und in das Arbeitsblatt eingetragen.
Tragen Sie von jeder Wortart 2 weitere Wörter in das Arbeitsblatt ein.
Nomen – Sie stehen nach den Artikeln „der, die, das, …“ |
---|
Fußball, |
Verben – Sie stehen nach „ich, du, er, sie, …“ |
heißt, |
Adjektive |
lustig, |
Andere Wortarten |
seit, |
Mit jeder einzelnen Wortart sind nun unterschiedliche Übungen möglich.
Nomen
Mit den gesammelten Nomen sollten die Singular- und Pluralformen gebildet werden.
Aufgabe 30
Schreiben Sie die Nomen jeweils im Singular und im Plural, z. B.: Fußball – Fußbälle
Verben
Die Verben werden mit der richtigen Endung in die Flexionstabelle eingetragen. Hier zeigt sich sehr klar, dass die Schreibung der Wortstämme fast immer konstant bleibt und auch die Struktur der Endungen wird herausgearbeitet.
Übung Verben/Zeitwörter
Ähnliche Tabellen stehen auch für trennbare und nicht trennbare Verben zur Verfügung.
Übung Verben/Zeitwörter mit nicht trennbaren Vorsilben
Übung Verben/Zeitwörter mit trennbaren Vorsilben
Adjektive
Viele Adjektive kann man steigern (z. B. weit – weiter – am weitesten). Da dies allerdings nicht für alle Adjektive gilt, stehen hier zwei unterschiedliche Übungen zur Verfügung.
Übung Adjektive/Eigenschaftswörter
Viele Adjektive kann man steigern, z. B.:
weit | weiter | am weitesten |
lang | länger | am längsten |
groß | größer | am größten |
Steigere jene Adjektive, die man steigern kann, und schreibe die Endung in das Kästchen.
Übung
Adjektive stehen oft vor Nomen, z. B.:
Finde zu jedem Adjektiv/Eigenschaftswort ein passendes Nomen/Namenwort und schreibe es mit dem Artikel/Begleiter auf die Zeilen. Beachte die Groß-/Kleinschreibung. Verbinde Artikel und Nomen wie im Beispiel dargestellt mit einem Pfeil.
Aufgabe 31
Führen Sie obige Übungen für die Adjektive aus der Wortartenliste durch.
Aufgabe 32 Andere Wortarten
Bei anderen Wortarten hat es sich bewährt, die Wörter in einen sprachlichen Kontext zu stellen. Deshalb lautet die Übungsanweisung üblicherweise „Bilde mit diesem Wort einen Satz.“, z. B.: Sie lernt seit zwei Jahren Deutsch.
Bilden Sie mit den gefundenen Wörtern je einen Satz und schreiben Sie Ihre Sätze.
Handlungsorientierte und spielerische Übungsformen
Hier finden Sie eine Vorlage für die Erstellung von Spielkarten.
Anleitung: Auf die Hauptzeile sollte das deutsche Wort, auf die untere Zeile die Bedeutung in der Muttersprache geschrieben werden. Z. B.:
Kind | Katze | Fluss |
enfant | cat | reka |
Wurden die Kärtchen ausgeschnitten, kann man unterschiedliche Übungsformen damit durchführen.
Blitzwörter
- Lesen: Die Kärtchen werden verdeckt auf einen Stapel gelegt. Anschließend wird eine Karte jeweils für wenige Sekunden aufgedeckt. Die Mitspielenden versuchen das Wort so schnell wie möglich zu lesen. Für jedes richtige Wort gibt es einen Punkt.
- Schreiben: Diese Übung orientiert sich am Blitzlesen. Allerdings müssen die Wörter auch aufgeschrieben werden. Für jedes richtig geschriebene Wort wird wieder ein Punkt vergeben.
Wörter Tic-Tac-Toe
Alle Mitspielenden tragen die neun ausgewählten Wörter in beliebiger Reihenfolge in den Spielplan ein. In jeder Runde wird anschließend ein Wort aufgedeckt. Die Mitspielenden kreuzen dieses Wort auf ihrem Spielplan an. Gewonnen hat, wer drei Kreuze in einer senkrechten, waagerechten oder diagonalen Reihe hat.
Schleichdiktat /Laufdiktat
Eine festgelegte Anzahl von Kärtchen wird etwas entfernt vom Arbeitsplatz der Kinder aufgelegt. Jede*r Mitspielende schleicht/läuft dorthin und versucht, sich möglichst viele Wörter zu merken. Wieder am Arbeitsplatz zurück sollen die Wörter richtig aufgeschrieben werden.
Wortarten erkennen
Die Kärtchen werden sichtbar auf der Spielfläche verteilt und sollen nach den Wortarten (Nomen/Namenwort, Verb/Zeitwort und Adjektiv/Eigenschaftswort und andere Wörter) geordnet werden.
Wörter würfeln
Ein Stapel mit Wortkärtchen wird verdeckt hingelegt. Im Anschluss wird gewürfelt und das erste Wort aufgedeckt. Je nach Würfelzahl ist folgende Übung durchzuführen:
- Augenzahl 1: Das Wort nach Ansage schreiben.
- Augenzahl 2: Das Wort abschreiben.
- Augenzahl 3: Ein stammverwandtes Wort aufschreiben.
- Augenzahl 4: Einen Satz mit dem Wort bilden und diesen aufschreiben.
- Augenzahl 5: Das Wort buchstabieren.
- Augenzahl 6: Joker. In dieser Runde kann man eine Pause einlegen.
Merk dir was
Bei dieser Art von Spielen handelt es sich immer um Varianten, die auf die Merkfähigkeit abzielen.
- Variante 1: Den Mitspielenden werden einige Kärtchen (z. B. 5–8) vorgelegt. Nach einer halben Minute werden die Kärtchen wieder verdeckt. Für jedes gemerkte und richtig niedergeschriebene Wort gibt es einen Punkt.
- Variante 2: Den Mitspielenden werden einige Kärtchen (z. B. 5–8) vorgelegt. Nach einer halben Minute werden die Kärtchen wieder verdeckt. Anschließend wird ein weiteres Kärtchen dazugelegt, ohne dass es die Mitspielenden sehen. Wer das neue Wort zuerst entdeckt, bekommt einen Punkt.
- Variante 3: Den Mitspielenden werden einige Kärtchen (z. B. 5–8) vorgelegt. Nach einer halben Minute werden die Kärtchen wieder verdeckt. Anschließend wird ein Kärtchen weggenommen, ohne dass es die Mitspielenden sehen. Wer das verschwundene Wort zuerst weiß, bekommt einen Punkt. Die Zahl der weggenommen Karten kann auf bis zu drei Wörter gesteigert werden.
Selbstverständlich können die gefundenen Wörter auch aufgeschrieben werden.
Dosendiktat
Als Material benötigt man eine Dose oder einen Karton für die Kärtchen. Zunächst wird das Wort auf dem Kärtchen genau gelesen. Anschließend wirft man das Kärtchen in die Dose / den Karton und versucht, das Wort aus dem Gedächtnis richtig aufzuschreiben.
Wörterbucharbeit (Onlinewörterbücher)
Kinder mit Lese-/Rechtschreibproblemen sollten immer ein (Online-)Wörterbuch zur Verfügung haben, mit dem sie vertraut sind und auf das sie gut eingeschult sind.
Auf dem Lernportal deutsch.info haben alle Lektionen ein eingebautes Wörterbuch. Mit einem Klick auf ein gewähltes Wort wird so die Übersetzung in der Zielsprache abgerufen. Außerdem können Nutzer hier auch die Funktion „Wörterbuch” nutzen. Neben der Übersetzung wird auch die Wortart angezeigt sowie eine Audio Version des Wortes zur Verfügung gestellt.
Unter folgenden Links finden Sie einige bekannte Online-Wörterbücher:
Aufgabe 33
Bei vielen Online-Wörterbüchern gibt es etwa auch Zusatzinformationen (z. B. Aussprache, Bedeutung oder Ähnliches), was für von Dyslexie Betroffene wichtig sein könnte.
Suchen Sie folgende Wörter in den Online-Wörterbüchern:
- Schule
- freundlich
- schließen
Welche Informationen erhalten Sie? Kreuzen Sie die entsprechenden Kästchen an. Gerne können Sie weitere Wörterbücher und weitere Kategorien ergänzen.
Wortartenbezogen
Nomen
Verben und Adjektive
Lernwörterkartei
Eine Lernwortkartei mit 5 Fächern ermöglicht ein adaptives Üben, da der Wortschatz selbst festgelegt werden kann. Die Karten werden doppelseitig in Muttersprache und Fremdsprache beschriftet. Wenn die Lernenden die Karten selbst beschriften, muss sichergestellt werden, dass die Beschriftung korrekt ist. Dabei kann beispielsweise Vokabelwissen und/oder Rechtschreibung geübt werden. Wenn alleine geübt wird, kann eine Karte gezogen, das Wort betrachtet und die Übersetzung aufgeschrieben werden. Durch Umdrehen der Karte erfolgt eine effektive Selbstkontrolle. Die Motivation kann selbstverständlich durch ein Üben zu zweit erhöht werden.
Lernende können so vorgehen:
Anfangs kommen alle Karten in Fach 1. Ein Wort, das richtig gelöst wurde, wandert in Fach 2. Neue Karten kommen immer in Fach 1. Sobald Fach 2 voll ist, wird auch dieses durchgearbeitet. Tritt ein Fehler auf, kommt die Vokabelkarte wieder in Fach 1 zurück.
- Fach 1: Hier kommen die neuen Vokabeln hinein. Jeden Tag wiederholst du sieben Vokabeln in beiden Übersetzungsrichtungen. Liegst du beide Male „richtig", legst du die Karte in das 2. Fach, bei „falsch” bleibt sie in Fach 1. Fach 2: Jeden Tag bearbeitest du sieben Vokabeln aus diesem Fach.
- Fach 2: Bei „richtig” wandert die Karte in Fach 3, bei „falsch” kommt sie in Fach 1.
- Fach 3: Dieses Fach wird erst bearbeitet, wenn es voll ist. Bilde zwei Stapel und bearbeite sie an zwei aufeinander folgenden Tagen. Bei „richtig” kommt die Karte in Fach 4, bei „falsch” legst du sie wieder in Fach 1.
- Fach 4: Auch dieses Fach wird erst bearbeitet, wenn es voll ist. Bilde drei Stapel und wiederhole die Wörter mit je einem Tag Abstand. Bei„richtig” kommt die Karte in Fach 5, bei „falsch” in Fach 1.
- Fach 5: Wenn das Fach voll ist, teilst du die Karten in fünf Stapel und testest deine Kenntnisse mit je einem Tag Abstand. Bei „richtig” wird die Karte aus der Kartei genommen, bei „falsch” wandert sie in Fach 1.
Mit Hilfe der Lernkartei kann man sich also immer selbst testen. Das Kind alleine entscheidet, wie lange es überlegt, bevor die Karte umgedreht wird und wie viele Karten hintereinander bearbeitet werden.
Signalgruppen entlasten das Gedächtnis
Da Kinder Sprachen auch sehr stark implizit lernen, sind Hilfen zu empfehlen, die Musterbildung und Automatisierung erlauben. Bekanntlich verursachen Verben mit Vokalwechsel für Fremdsprachenlernende mit oder ohne Legasthenie oft beträchtliche Schwierigkeiten.
In vielen Lehrwerken für Deutsch als Zweitsprache gibt es etwa zu den starken Verben alphabetisch geordnete Listen.
Im Deutschen kann man relativ viele starke Verben auch nach Gruppen ordnen, bei denen der Stammvokal konstant bleibt. Im Idealfall entstehen Signalgruppen, die das Einprägen stark erleichtern. Es besteht die Möglichkeit, etwa 50 hochfrequente starke Verben nach Stammvokal bzw. Signalgruppen zu ordnen bzw. mit solchen Listen zu arbeiten. Das stellt sowohl in der Muttersprache als auch für DAF-Lernende eine Entlastung des Gedächtnisses und eine enorme Automatisierungshilfe dar.
Die gesamte Liste finden Sie hier.
Aufgabe 34
Ordnen Sie folgende Stammformen nach Signalgruppen, um die Methode selbst anzuwenden. Ordnen Sie folgende Verbformen der richtigen Spalte zu, markieren Sie die gleichen Buchstaben, so dass die Signalgruppen deutlich werden.
schließen, schloss, hat geschlossen, fließen, floss, ist geflossen, schießen, schoss, hat geschossen
Infinitiv | Präteritum | Perfekt |
---|---|---|
gießen | goss | hat gegossen |
Gezielte Tipps zum Vokabellernen
Das Einprägen von Vokabeln ist im Fremdsprachenunterricht logischerweise zentral. Es fällt oft auf, dass viele Kinder Vokabeln dadurch lernen, dass sie die Listen im Vokabelteil des Buches durchlesen. Für Kinder, die an Dyslexie leiden, ist diese Vorgehensweise allerdings nicht effektiv und wir sollten ihnen auch einige andere Möglichkeiten aufzeigen.
Kinder mit Dyslexie können nur wenige Vokabeln implizit durch den Unterricht lernen und auch das Vokabellernen durch reines Lesen der Lektionen im Buch bringt oft nicht den gewünschten Fortschritt.
Tipp 1
Vokabel und Übersetzung räumlich in Beziehung setzen.
In vielen Schulbüchern findet sich auf den Vokabelseiten das Muster Wort – Satz – Übersetzung. Die Sätze sind wichtig, sollten aber nicht zwischen den beiden Wörtern stehen, d. h. keine Spalten mit Sätzen dazwischen.
Das folgende Beispiel zeigt, wie Vokabeln in Lehrbüchern häufig präsentiert werden. Es betrifft die Muttersprache Deutsch sowie die Zielsprache Englisch.
Der Satz steht zwischen Wort und Bedeutung:
das Pferd | Der Bauer füttert das Pferd. | horse |
Wort und Bedeutung stehen in einer einfacheren räumlichen Beziehung. Das ist die bessere Variante:
das Pferd | horse | Der Bauer füttert das Pferd. |
Auch die Arbeit mit Vokabelkärtchen (Vorder- und Rückseite) setzt Vokabel und Übersetzung in Beziehung. (siehe Kapitel 3.3.1)
Tipp 2
Vokabeln in schwierige, mittelschwere und einfache einteilen.
Dabei muss zwischen der Schwierigkeit in Rechtschreibung und Übersetzung unterschieden werden. Diese Einteilung könnte nach folgenden Prinzipien erfolgen:
- Lautgetreue Wörter, bei denen alle Buchstaben gut hörbar sind, könnten als einfach bewertet werden (z. B. lesen, holen, …).
- Die Schwierigkeit der Aussprache kann ein Kriterium sein.
- Wörter mit orthografischen Markern (Doppelmitlaut, ck, tz, ie, h, ß) gelten generell als schwieriger.
- Bei Individualarbeit kann die subjektive Einschätzung, ob sich eine Person eine Bedeutung nicht gut merken kann, ein Kriterium sein, ein Vokabel als schwierig zu bewerten.
Tipp 3
Vokabeln nach Wortarten ordnen (siehe Kapitel 3.3.3 unter Wortarten und ihre Besonderheiten).
Über die Wortarten können Besonderheiten wie Pluralbildung, Flexion der Verben oder Steigerung der Adjektive als Zusatzhilfen genutzt werden. (Übungsmaterial dazu findet sich in Kapitel 3.3.3)
Tipp 4
Wortfamilien und konstante Wortstämme nutzen.
Im Deutschen besitzen Wortfamilien oft sehr viele Mitglieder (Wörter). So besteht die Wortfamilie „fahren“ aus über 1700 Wörtern. Der Wortstamm wird in allen Wörtern der Wortfamilie konstant geschrieben, so dass wir Wortfamilien in diesem Zusammenhang über den gleich geschriebenen Wortstamm definieren können, z. B. lesen, nachlesen, vorlesen, Leserin, lesbar.
Die Integration stammverwandter Wörter in das Vokabellernen kann hilfreich sein.
Beispielsweise könnte man jeweils Zusatzwörter aufschreiben, welche denselben Stamm besitzen.
Beispiel: Leser – lesen – lesbar
Tipp 5
Sätze, die vokabeltypisch sind und das Vokabel gut erklären.
Die Einbeziehung des Satzkontextes ist eine wichtige Hilfestellung für alle Lernenden, aber speziell für Kinder mit Lese-Rechtschreibstörung sehr hilfreich.
Was ist nun ein didaktisch gut geeigneter Satz?
Der Satz „Das Auto ist blau.“ ist nicht zu empfehlen, da viele Gegenstände blau sein können. Außerdem bildet die Farbe keine typische Eigenschaft von Autos ab und kann sehr stark variieren.
Besser geeignet wäre der Satz „Das Auto fährt schnell“. Hier wird „Auto“ mit dem gut dazu passenden Verb „fährt“ in Beziehung gesetzt.
Tipp 6
Dreischritt zur Festigung von Bedeutung und Rechtschreibung.
In der didaktischen Literatur zum Fremdsprachenunterricht wird vor allem für Lernende mit Dyslexie ein Dreischritt empfohlen, um Schreibung, Wortklang und Bedeutung in Beziehung zu setzen.
- Schritt 1: Wie klingt das Wort? Sprechen Sie das Wort korrekt aus. Ein Online-Wörterbuch mit Soundfile kann zur Unterstützung herangezogen werden (Nachsprechen des gehörten Wortes).
- Schritt 2: Was bedeutet das Wort? Bedeutung in der Muttersprache aufschreiben. Es ist auch möglich, die Bedeutung durch eine Zeichnung zu visualisieren.
- Schritt 3: Wie sieht das Wort aus? Schreiben Sie das Wort und markieren Sie die Rechtschreibschwierigkeiten.
Tipp 7
Festigung schwieriger Wörter
- Kennzeichnung der Betonung
- Gliederung in Wortteile, die aus Sicht der Herkunftssprache der Lernenden Sinn machen
- Benennung der Bedeutung
Tipp 8
Der Einsatz multisensorischer Methoden
Zum Festigen von Vokabelwissen existieren eine Reihe multisensorischer Methoden, die im Kapitel 3.3.1 beschrieben wurden.
Selbststeuerung und Reflexion des Lernprozesses
Metakognitive Strategien dienen einerseits der Selbstermächtigung von lese-rechtschreibschwachen Lernenden, um ihr Lernen besser zu analysieren, zu adaptieren und um bessere Leistungen zu erzielen. Viele relevante Techniken wurden in Kapitel 3.3.3 dargestellt.
Metakognitive Strategien beinhalten aber auch die Selbststeuerung der strategischen Lernhandlungen. Folgende Schlagwörter werden in diesem Zusammenhang häufig genannt:
- Kontrolle
- Steuerung
- Reflexion
- Auswertung des eigenen Lernens
Diese Vorgehensweisen sind allerdings für Kinder und Jugendliche nicht einfach umzusetzen. Gerade Kinder mit Dyslexie sind durch den großen Wortschatz oder das Lerntempo oft überfordert. Sie brauchen dabei gute Anleitungen durch die Lehrkraft. Folgende Punkte sind für die Lernenden meist besonders wichtig:
- die Bewusstmachung ihrer bereits vorhandenen Lernstrategien
- die Möglichkeit, Strategien in Ruhe auszuprobieren
- soziale und affektive Überlegungen: mit wem und wo kann ich am besten lernen?
- die Verwendung von Portfolios, Selbstreflexion und Evaluationsbögen
Es geht dabei konkret etwa um
- Zeitplanung,
- Minimierung von Störfaktoren,
- realistische Zielsetzungen,
- adäquates Lernmaterial für den derzeitigen Leistungsstand,
- Selbstreflexion anhand von Lösungsteilen und Checklisten.
Fehlervermeidende Rechtschreibübungen
In Rechtschreib-Lehrwerken finden sich manchmal Übungen, bei denen nur einzelne Buchstaben einzusetzen sind. Beispielsweise muss man entscheiden, ob ein Wort mit einem Doppelmitlaut geschrieben wird oder nicht. Hier haben Kinder kaum eine Entscheidungsgrundlage für ihre Auswahl.
Rechtschreibübungen, bei denen Kindern kein Kriterium gegeben wird, wie sie eindeutig zur Lösung kommen, sind für Lernende mit Rechtschreibstörung nicht zu empfehlen. Diese dienen nur der Überprüfung, aber nicht der Einspeicherung. Das führt oft dazu, dass nur geraten wird.
Ein Beispiel für eine solche kontrastive Übungsform, die für Kinder mit LRS nicht zu empfehlen ist, ist folgendes:
Ist den Lernenden nicht bekannt, wie das Wort geschrieben wird, so fehlt ihnen jeder Anhaltspunkt, wie die Aufgabe gelöst werden soll. Oft wird deshalb nur geraten. Dadurch ergibt sich aber kein Lerneffekt.
Eine bessere Übungsform wäre etwa diese: Die Vorsilbe „weg“ gibt immer eine Richtung an.
Bilde die Wörter und schreibe sie in die Zeilen.
Aufgabe 35
Legen Sie einen Wortbaum wie im Beispiel oben für die Vorsilbe „mit“ an. Unten finden Sie die Vorlage.
Auch Laufdiktate oder andere Merkspiele stützen das fehlervermeidende Lernen.
3.3.2. Handlungsorientierte Zugänge und „spielend“ lernen
3.3.4. Partner*innen- und Gruppenarbeiten – Vor- und Nachteile