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1.5 Häufigkeit

Es stellt sich nun auch die Frage, wie häufig Lese- und Rechtschreibstörungen auftreten.

In diesem Zusammenhang trifft man häufig auf den Fachbegriff Prävalenz. Dieser Fachbegriff bezeichnet die gesamte Anzahl der Fälle im betrachteten Teil der Bevölkerung zu einem Zeitpunkt oder während eines bestimmten Zeitraums.

Sie als Sprachlehrer*innen werden logischerweise häufig mit Schreib- und Lesefehlern konfrontiert. Man spricht in der Forschung davon, dass es sich bei der Lese-Rechtschreibstörung um ein kontinuierliches und nicht um ein diskretes Merkmal handelt. Das heißt, dass es sich bei der Diagnostik um ein statistisches Maß handelt. Eine beträchtliche Zahl an Fremdsprachenlernenden weisen eine Teilsymptomatik auf, d. h. ihr Prozentrang ist zu hoch, um als Betroffene diagnostiziert zu werden, da das Kriterium sehr streng ist. Diese Personen haben oft aber auch erhebliche Probleme im Lesen und Schreiben und benötigen ebenfalls Unterstützung.

Im Folgenden finden Sie nun die Informationen zur Auftretenshäufigkeit von Lese-Rechtschreibstörungen.

Die Lese- und/oder Rechtschreibstörung ist mit einer Prävalenz von ungefähr 3 bis 8 % (Landerl & Moll, 2010) eine der häufigsten schulischen Entwicklungsstörungen, die oft mit weiteren psychischen Auffälligkeiten oder Störungen einhergeht. Die Lese- und/oder Rechtschreibstörung weist ohne wirksame Therapie eine hohe Persistenz auf und kann zu deutlichen Einschränkungen im schulischen, beruflichen aber auch im privaten Bereich der Betroffenen führen. (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, 2018)

Für das Grundschulalter bedeutet das, dass in Deutschland etwa 200 000 Grundschulkinder nicht ausreichend lesen und schreiben können.

Gelegentlich kann man auch von Häufigkeiten von 20 % lesen, dabei handelt es sich aber nicht um eine Lese-Rechtschreibstörung im klassischen Sinn. Von einer Teilsymptomatik können aber mehr Personen betroffen sein.

© Abbildung 6: In einer durchschnittlichen Klasse befinden sich ein bis zwei Betroffene. (Reinhard Kargl, 2018)

Reflexion 4

Denken Sie an Ihre Klasse / Ihre Schule / Ihre Institution. Wie viele betroffene Personen dürfte es an dieser Stelle geben?

Richtige Antworten

Warum sind Jungen häufiger betroffen?

Aktuell geht man davon aus, dass doppelt so viele Jungen wie Mädchen betroffen sind. Die Ursachen dafür sind noch nicht eindeutig geklärt.

Dazu gibt es folgende Erklärungsansätze:

  • Jungen werden häufiger auf Dyslexie untersucht, da sie auch häufiger Zusatzprobleme im Aufmerksamkeitsbereich haben und auffälliges Verhalten im Unterricht zeigen.
  • Die Erwartungen an die Schulleistungen von Jungen sind auch heute noch höher. Daher werden sie häufiger einer Testung unterzogen, wenn es Probleme gibt.
  • Auch ein biologischer Ansatz wird diskutiert. Das Hormon Testosteron könnte einen Einfluss auf bestimmte Sprachregionen im Gehirn nehmen.

Insgesamt herrscht Konsens über die Tatsache, dass Jungen häufiger betroffen sind. Die genaue Ursachenforschung liefert aber noch keine belastbaren Ergebnisse.

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1.4. Diagnostik in der Muttersprache

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1.6. Komorbiditäten

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