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1.3 Anzeichen in der Muttersprache

Besteht der Verdacht, dass ein*e Schüler*in von einer Lese-Rechtschreibstörung betroffen ist, so zeigt sich das auch an unterschiedlichen Anzeichen in der Muttersprache. Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit diesen Anzeichen. Auch als DaF-Lehrperson ist es interessant, über die Genese und Entwicklung dieser Schwäche Bescheid zu wissen, um die Problemlage besser einschätzen zu können. Eltern können häufig gut über die sprachliche Entwicklung der Kinder Auskunft geben. Es ist oft hilfreich, mit den Eltern darüber zu sprechen, welche Anzeichen in der Entwicklung der Kinder zu beobachten waren. Je früher das Problem erkannt wird, desto besser können Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden. Gewisse Anzeichen gibt es schon vor Schulbeginn, mit Schuleintritt können weitere Anzeichen hinzukommen. Anbei eine Übersicht über wichtige Merkmale.

Vor der Einschulung

  • Wenig komplexe Äußerungen (geringe Satzlänge im Alter von zwei Jahren) und geringer Wortschatz
  • Schwierigkeiten bei der Lautunterscheidung, logopädische Betreuung
  • Nichterkennen von Reimen

Im Anfangsunterricht (1. und 2. Schuljahr)

Beim Lesen

  1. Langes Zögern beim Lesen
  2. Verlieren der Zeile
  3. Einzelne Laute des Wortes können nur schlecht unterschieden werden.
  4. Probleme bei Silbengliederung und beim Zusammenlauten
  5. Wortendungen werden ausgelassen.
  6. Ganze Wörter werden ausgelassen oder durch andere ersetzt.
  7. Lesen wird als anstrengend empfunden und teilweise abgelehnt.

Beim Schreiben

  1. Geringe Buchstabenkenntnis
  2. Schwierigkeiten beim Schreiben von Buchstaben, Wörtern und Sätzen
  3. Hohe Fehleranzahl beim Abschreiben von Texten

Im weiteren Verlauf

  1. Langsame Lesegeschwindigkeit
  2. Das Leseverständnis ist gering.
  3. Viele Fehler bei Diktaten, insbesondere bei ungeübten Diktaten
  4. Hohe Fehleranzahl in frei geschriebenen Texten (Schulte-Körne & Galuschka, 2018)

Es gibt keine typischen Fehler, an denen man erkennen kann, dass jemand von einer Dyslexie betroffen ist. In erster Linie ist es typisch, dass sehr viele Fehler gemacht werden. Buchstabenverdrehungen und -auslassungen sind keinesfalls typische Fehlschreibungen, die auf eine Rechtschreibstörung schließen lassen, auch wenn sie öfters vorkommen.

In der Muttersprache schreiben Lernende mit Schreibproblemen oft so, wie sie ein Wort sprechen oder hören. Das Wort „treffen“ wäre so ein Beispiel. Da der Doppelmitlaut nicht hörbar ist, wird er auch nicht verschriftlicht. Ebenso sind Fehler in der Groß-Kleinschreibung häufig (z. B. „seite“). Oftmals werden orthografische Marker (wie z. B. ie, Dehnungs-h oder auch Doppelkonsonanten) fälschlich in Wörter eingefügt, in denen sie gar nicht vorkommen (siehe z. B. „nämlich”). Dieses Phänomen wird Übergeneralisierung genannt, weil hier Rechtschreibregeln angewandt (übergeneralisiert) werden, die auf das Wort nicht zutreffen.

© Abbildung 1: Fehlerwörter, Quelle LRSI 2023

Aufgabe 4

Betrachten Sie folgende Schreibungen. Notieren Sie die richtige Schreibung. Um welche der oben geschilderten Phänomene handelt es sich?

Richtige Antworten

© Abbildung 2: Fehlerwörter, Quelle LRSI 2023

Reflexion 2

Haben Sie Fehler aus der Ansicht oben oder ähnliche Schreibfehler bei ihren Schüler*innen wahrgenommen, wie etwa falsch eingefügte orthografische Zeichen? Welche typischen Fehler machen die Lernenden in Ihrer DaF-Klasse? Denken Sie an Groß-Kleinschreibungen, fehlende orthografische Zeichen, Übergeneralisierungen und falsche lauttreue Schreibungen. So klingt die Aussprache des Wortes „sehr“ für viele nach einem Diphtong, manche Kinder schreiben deshalb "sea". Nennen Sie auch konkrete Beispielwörter. Notieren Sie Ihre Überlegungen.

Richtige Antworten

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1.2. Gegenüberstellung von Lese-Rechtschreibstörung und Lernschwäche

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