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2.5.1 Interferenzen durch phonologische Eigenschaften des Deutschen, die aus der Erstsprache nicht bekannt sind

„ … Schreiben in den Fremdsprachen, denn da gibt es Buchstaben, die man nicht ausspricht.“

Schülerzitat

Beispiele für nicht hörbare Buchstaben, die aber geschrieben werden müssen, sind etwa das Dehnungs-h in „wohnen” oder das /ie/ im Wort „lieben”.

Silbenstruktur mit Konsonantenclustern

Diese Konsonantenhäufungen sind schwer auszusprechen, wenn sie in der Erstsprache nicht vorhanden sind und es ist deshalb auch schwierig, sie zu verschriftlichen. Mitlauthäufungen sind für Menschen mit Lese-Rechtschreibstörung auch in ihrer Muttersprache immer eine Herausforderung. Konsonantencluster in Beispielwörtern wie „schreiben”, „Straße” oder „Deutsch” sind oft schwer aufzulösen.

Tipp

Die Aussprache und Schreibweise dieser Konsonantenhäufungen muss besonders geübt werden. Zungenbrecher und Reime sind dabei hilfreich. Das Beispiel stammt aus dem Deutsch-als-Fremdspracheunterricht von Kindern mit kroatischer Muttersprache, die Deutsch lernen.

© Abbildung 10: Fehlerwörter, Quelle: Osnovna škola Retkovec, Zagreb (Grundschule Retkovec, Zagreb)

Knacklaut

Auch das glottal gebildete /h/ macht oft Schwierigkeiten, z. B. für Lernende mit den Erstsprachen Spanisch, Französisch, Italienisch, Russisch. Sie können diesen Laut kaum auditiv wahrnehmen, da es ihn in ihren Sprachen nicht gibt. Es kann vorkommen, dass diese Kinder überkompensieren und den Laut /h/ plötzlich auch bei vokalisch beginnenden Wörtern einfügen, wo er nicht hingehört.

Tipp

Lehrkräfte müssen immer auf die korrekte Aussprache achten. Es sollte langsam und akzentuiert gesprochen werden, das ist für alle Lernenden wichtig, aber besonders für Betroffene von einer Lese-Rechtschreibstörung.

Vokallänge und -kürze

Nach einem langen Vokal folgt im Wortstamm ein Mitlaut, nach Kurzvokal folgen im Wortstamm mehrere verschiedene Mitlaute oder ein Doppelmitlaut. An gegenübergestellten Wörtern wie Hase – Tasse, beten – Bett oder Ofen – offen lässt sich dies gut veranschaulichen.

Diese gesprochenen Längenunterschiede im Vokalismus weisen viele Sprachen nicht auf, etwa Italienisch, Französisch, Spanisch, Polnisch, Türkisch, Russisch. DaF-Lernende mit diesen Erstsprachen tendieren dazu, die deutschen Vokale den Vokalen ihrer Erstsprache anzugleichen und sie gleich lang auszusprechen (beleckte Brettchen statt belegte Brötchen).

Das Beispiel aus Abbildung 11 stammt aus dem Deutsch-als-Fremdspracheunterricht von Kindern mit kroatischer Muttersprache, die Deutsch lernen. Der Doppelkonsonant ist nicht hörbar und wurde daher auch nicht geschrieben.

© Abbildung 11: Fehlerwörter, Quelle: Osnovna škola Retkovec, Zagreb (Grundschule Retkovec, Zagreb)

Tipp

Es nützt wenig, zu sagen: „Du musst genau hinhören." Auch die Begriffe „kurz" und „lang" helfen kaum. Stattdessen könnte man z. B. die Wörter sprechen und dabei den Klang und die Mundstellung beobachten lassen.

Umlaute ö,ü

Die Laute /ö/ und /ü/ sind in vielen Sprachen nicht vorhanden. Lernende aus diesen Erstsprachen nehmen diese Laute als ungerundete Vorderzungenvokale (/i/- und /e/-Laute) oder als gerundete Hinterzungenvokale (/u/- und /o/-Laute) wahr. Dies zeigt sich sowohl in der Aussprache als auch in der Orthografie (bose statt böse, mude statt müde).

Auch im Türkischen, in den skandinavischen Sprachen, im Französischen, im Ungarischen und im Chinesischen kommen die Laute /ö/ und /ü/ vor. In den meisten Sprachen (Italienisch, Spanisch, Arabisch) und in den slawischen Sprachen (Polnisch, Ukrainisch, Russisch usw.) gibt es aber keine gerundeten Vorderzungenvokale.

Tipp

DaF- oder DaZ-Lernende mit diesen Erstsprachen brauchen daher ein besonderes Training in diesem Bereich.

Weniger Phonemkontraste

Im Vokalbereich unterscheidet die deutsche Sprache 16 Laute mit bedeutungsunterscheidender Funktion. Wo im Deutschen mehr Laute unterschieden werden als in den Erstsprachen der Fremdsprachenlernenden, kommt es zu Wahrnehmungsproblemen, die zu Aussprache- und Orthografiefehlern führen können. Dies gilt auch für den großen Bereich der Zwielaute (Diphthonge), in dem viele Fehler dadurch entstehen, dass sie in der Herkunftssprache der Lernenden anders zugeordnet sind.

Die folgenden Beispiele stammen aus dem Deutsch-als-Fremdspracheunterricht von Kindern mit kroatischer Muttersprache. Wie Abbildung 12 zeigt, ist das Wortbild „sehr” nicht abgespeichert, daher wird ein Diphtong /ea/ geschrieben, der so im Deutschen nicht existiert. Ein ähnliches Beispiel zeigt Abbildung 13 mit der Schreibung /oi/ für /eu/.

© Abbildung 12: Fehlerwörter, Quelle: Osnovna škola Retkovec, Zagreb (Grundschule Retkovec, Zagreb)
© Abbildung 13: Fehlerwörter, Quelle Osnovna škola Retkovec, Zagreb (Grundschule Retkovec, Zagreb)

Tipp

Der Tipp „Schreibe, wie du sprichst" ist generell kein guter Tipp im Rechtschreibunterricht und für DaZ- und DaF-Lernende noch weniger hilfreich als für muttersprachliche Lernende.

Silben und Rhythmus

Jede Sprache zeichnet sich durch ihre eigene Betonung (Prosodie) und einen eigenen Rhythmus aus, es sind bedeutungstragende Elemente. Babys nehmen zuerst die prosodischen Elemente der Sprache wahr. In der deutschen Sprache werden die meisten Wörter auf der ersten Silbe betont. In anderen Sprachen gibt es andere Betonungsmuster. Falsche Betonung macht das Sprachverständnis schwer bis unmöglich. Gerade für Betroffene von Dyslexie stellt dies eine zusätzliche Schwierigkeit dar, wenn die Betonungsmuster stark abweichen.

Tipps zum Training von Silben und Rhythmus

  • Die Lernenden viel und betont sprechen lassen
  • Chor- und rhythmisches Sprechen
  • Kinderlieder und Reime
  • Singen, rhythmische Übungen und Sprachspiele
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2.5. Interferenzfehler

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2.5.2. Interferenzen aus der Orthografie der Erstsprachen

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